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Quelle: Westfalen-Blatt

Wie in alten Fontane-Zeiten: die romantische Dorfstraße. Aber jetzt bricht für Markee und seine Menschen eine neue Zeit an.

[Auszug]

Es gibt in diesen bewegten Monaten viele "Markees" zwischen Mecklenburg und Thüringen. Das Markee aber, von dem hier die Rede ist, grenzt mit seiner Gemarkung an die südwestlichen Ausläufer der alten Kreisstadt Nauen. Unweit von hier verläuft die Autobahn Berliner Ring aus Richtung Potsdam, vorüber an Nauen in Richtung Rostock, gen Osten Richtung Stettin und Frankfurt/Oder. Doch die Zeit scheint stehen geblieben in Markee. Oder sie kommt nur unglaublich langsam voran.


Wären da nicht die "Trabis" und die Lastwagen, die durch die Beschaulichkeit des kühlen, sonnigen Frühlingstages über das Kopfsteinpflaster der Dorf-Durchgangsstraße rattern und rumpeln - man fühlt sich zurückversetzt in die längst versunken geglaubten Zeiten des wandernden Brandenburger Weltliteraten Theodor Fontane. So still, beschaulich, friedlich ist es sogleich wieder ringsumher.

Doch Bürgermeister Günter Burghardt hat ganz anderes im Sinn. "Ich muss und will jetzt Erfahrungen sammeln, die drüben im Westen gemacht wurden im kommunalen Bereich und die ich so bald wie möglich auch bei uns umsetzen kann." "Mut ist gefragt", sagt er, und das soll natürlich auch seine engagierten Mitstreitern Mut machen, die bei unserem Rundgang durch Markee und Markau mit dabei sind: Anke Meißner von der Leitung des VEG Pflanzenproduktion und Baumschule und Johanna Braatz vom VEG Tierproduktion.

"Wir können ja noch gar nicht absehen, was die weitreichenden Wandlungen in unserem Land schließlich für uns bedeuten werden. Werden womöglich viele hier arbeitslos? Was haben wir hier in Markee zu erwarten, wenn die Wiedervereinigung da ist und auch wir unsere landwirtschaftlichen Betriebe auf die Gesetzmäßigkeiten der EG umstellen müssen?"

Kurz gesagt: Die bislang in der DDR gewohnten "ökonomischen Strukturen" gerade auch auf dem Lande geraten ins Wanken. Das wird den Verantwortlichen in Markee und in den vielen anderen "Markees" zwischen Elbe und Oder nun immer stärker bewusst. Das versetzt die Menschen in Unruhe, macht ihnen Kopfzerbrechen.

Einst, schon vor dem ersten Weltkrieg und noch bis in die 30er Jahren hinein - "zu Zeiten der Herren von Bredow", so erinnert sich Dorothee Dürr, Ehefrau des Markeer Pfarrers Hans Georg Dürr - machten Spezialisten von Rang Markee zum Markenname für einen weltweit bekannten Saatgutbetrieb. Geschäftliche Verbindungen knüpfte man damals mutmaßlich auch nach Ostwestfalen und nach Bielefeld. "Nun aber müssen wir in vielem umdenken", meint Fachfrau Johanna Braatz. "Aber wie sollen wir's anfangen? Was von unseren Strukturen können wir erhalten und was nicht?"

Die Leute von Markee sorgen sich. Aber sie wollen unbedingt mit anpacken, um an ihrem angestammten Platz auch ihre Zukunft in einem geeinten Deutschland mitzuformen. In einer freien und sozial verträglich gestalteten marktwirtschaftlichen Ordnung.