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Vier Millionen Blumenkohlköpfe - Ein Musterbetrieb im havelländischen Luch

Quelle: Berliner Morgenpost

Auf den Höfen der Berliner Häuser stehen über 200.000 Müllkästen. Wenn Asche, Kehricht, Papier, alte Flaschen und Konservenbüchsen darin keinen Raum mehr haben, dann stellt sich rechtzeitig die städtische Müllabfuhr ein. Ein Bild, das wir alle schon oft beobachtet haben: die beiden Männer, die in ihren braun bestäubten Arbeitskitteln einen leeren Müllkasten bringen und den vollen forttragen. Was wir dabei bewundern, ist, mit welcher Leichtigkeit sie den vollen Kasten handhaben. Das liegt daran, dass einer sich auf die Schultern des anderen stützt und so jeder eine geringere Last zu tragen hat.


Was aber würde sein, wenn einmal die städtische Müllabfuhr nicht mit solcher Präzision arbeiten würde? Wenn nicht die 150 Kraftfahrzeuge und die 400 Fuhrwerke mit den 800 Pferden im Betrieb wären? Und wenn die städtische Müllabfuhr einmal nicht wusste, wo sie die ungeheure Menge Müll, die im Jahre 40.000 Güterbahnwaggons zu je 20 Tonnen beträgt, hinschaffen soll? Eine furchtbare Vision! Müll würde aus den Kästen quellen, Müll würde sich zu Bergen häufen, die Höfe würden nach wenigen Tagen riesige Schuttberge sein.

Wir brauchen aber nicht besorgt sein. Die städtische Müllabfuhr hält ihren mustergültigen Betrieb zuverlässig in Gang und die Leitung weiß auch, wo sie die Unmengen Müll hinschaffen muss, wenn auch ein breiter Gürtel rings um Berlin als Banngrenze gelegt ist. Es gibt sieben Abladeplätze, wo der Müll auf verschiedene Weise verwertet wird.

Einer von den 7 großen Müllabladeplätzen ist Markee, ein Gemüsebaubetrieb im havelländischen Luch, kaum 35 Kilometer von Berlin entfernt. Hierher werden jährlich ungefähr 7.000 Waggons Müll geliefert, die in jahrelanger Arbeit den moorigen Boden in bestes Gemüseland verwandelt haben. Markee ist das Lebenswerk eines begeisterten Landwirts, des Ehrendoktors Arthur Schurig, der im vorigen Jahr starb.

Schurigs erste Arbeit war es, die weiten Ländereien zu kultivieren. Er nahm Müll, Berliner Müll, um den Boden aufzuschließen. Müll enthält nicht nur wertvolle Nährstoffe wie Stickstoff, Kali und Phosphorsäure, sondern hat auch die Fähigkeit, den Boden aufzulockern. Neben dieser Mülldüngung muss natürlich noch eine anderweitige Düngung, die auf langer Erfahrung beruht, vorgenommen werden. Die Gemüsebaubetriebe besitzen 50 Kilometer Vollbahngleise und 150 Kilometer Feldbahnschienen. Ein Teil der Feldbahngleise wird von Acker zu Acker lose verlegt, damit der Müll von der Lore aus auf das Feld verteilt werden kann. Hier findet dann eine Sortierung statt, Glas und alles gebrannte Material, das nicht verwittert, wird ausgelesen und zum Wegebau verwendet. Auch Blech und Eisen wird beiseite geschafft. Mit großen Dampfpflügen wird dann der Müll untergepflügt, Scheibeneggen ziehen darüber und der Boden kann bereits die jungen Pflanzen ernähren.

Die Gemüsebetriebe bauen zu 80 Prozent Gemüse und Hackfrüchte, Blumenkohl, Rosenkohl, Weißkohl, Erbsen, Bohnen, Mohrrüben, Spinat und Kartoffeln an. Getreide wird nur in den Mengen angebaut, die zur Schweinehaltung nötig sind. Markee stellt nämlich auch Fett her, wie recht prosaisch die Aufzucht von 5.000 Schweinen bezeichnet wird. Die Abfälle des Gemüsebaus werden damit wieder verwertet. Die Schweine werden ausschließlich im Freien großgezogen, wo durch eine Beregnungsanlagen für eine stets frische Weide gesorgt wird.

Schurig sah es als seine erste Aufgabe an, den großstädtischen Lebensmittelmarkt gleichmäßig und fortlaufend mit den Erzeugnissen zu versorgen, die bisher nicht in ausreichendem Maße von der deutschen Landwirtschaft erzeugt und daher aus dem Ausland bezogen werden mussten. Es ist ihm gelungen, in den Markeeischen Betrieben nicht nur ein dem ausländischen mindestens gleichwertiges Gemüse zu erzeugen, sondern auch im großen Umfang die Versorgung Berlins mit frischem Gemüse sicherzustellen. In Markee werden im Jahre zum Beispiel soviel Blumenkohlköpfe geerntet, dass jeder Berliner einen bekommen kann.

Noch etwas ist sehr beachtenswert in Markee. Um den riesigen Betrieb in Gang zu halten, werben viele Maschinen gebraucht, Eisenbahnen, Dampfpflüge, Dreschmaschinen, ja sogar Sägewerke und Sackfabriken, die das Verpackungsmaterial herstellen, sind damit verbunden. Und obwohl hier im wahren Sinne des Wortes die Maschine das Feld "beherrscht", ist der Mensch nicht überflüssig geworden. Grade weil die Maschine eine so großzügige und weitgreifende Bewirtschaftung erst ermöglicht, kann Markee des ganze Jahr über tausend Arbeiter beschäftigen.