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Seit gestern gibt es in Markee das "Spatzennest" und eine Tagesmutter

Quelle: Märkische Allgemeine, Verfasser: WOLFGANG GERTH

20050402MARKEE. Aufgeregt war der vierjährige Nils aus Markee schon am Morgen. Seine Mutti brachte ihn gestern schließlich das erste Mal ganz offiziell zu Kerstin Braatz, die Punkt 8 Uhr im eigenen Heim ihre Arbeit als Tagesmutter aufnahm. Als kurz vor 10 Uhr aber auch noch die Kleinen seines bisherigen Kindergartens vorbeikamen, war der Junge ganz aus dem Häuschen. "Meine Kinder kommen. Alle Kinder sind da", rief er in den Raum.


Bislang ist Nils das einzige Kind der neuen und damit zweiten Tagesmutter von Nauen und Umgebung. Selbst Mutter von zwei inzwischen schon großen Kindern hat Kerstin Braatz noch bis vor kurzem die Schulbank gedrückt, um sich für ihre künftige Tätigkeit das Rüstzeug zu holen. Pflege, Pädagogik und Psychologie standen auf dem Lehrplan, bestimmt für Kinder bis zu zwölf Jahren. Danach gaben das Jugendamt des Kreises und die Stadt Nauen ihr Ja, und damit darf die 37-Jährige in ihrem "Spatzennest" nun ganztägig bis zu fünf Kinder betreuen.

"Eine Alternative zur Kita", nennt Kerstin Braatz ihr Angebot. Von 6 bis 20 Uhr hält sie ihr Haus geöffnet, womit sie sich auch zu Zeiten um Kinder kümmern kann, an denen die örtliche Kita "Kunterbunt" noch oder bereits wieder geschlossen ist. Und so sehen die Kita-Erzieherinnen die neue Kollegin auch nicht unbedingt als Konkurrenz. Deren Leiterin Heike Riegel spricht von einem "ergänzendem Angebot". Richtig froh wäre sie, wenn Kerstin Braatz eines Tages vor allem die ganz Kleinen betreue, so dass sich die Kita auf die größeren konzentrieren könne. Aber das werde die Zeit zeigen.

Mit "Lieben - Ermutigen - Loslassen" hat Kerstin Braatz ihr Konzept überschrieben. Dabei lehnt sie sich an die Montessori-Pädagogik an: Hilf mit, es selbst zu tun. Wer seinem Kind alle Steine aus dem Weg räume, der nehme ihm das eigene Lernen aus der Hand.

"Auch wenn es viele nicht glauben, eine Tagesmutter kostet nicht mehr als ein Kindergartenplatz", versichert die seit dem gestrigen Tag nun selbstständig Markeerin. Und als Beweise dafür führt sie an, dass die Eltern ja nicht an sie, sondern entsprechend ihres Einkommens an die Stadtverwaltung zahlen. Die Stadt wiederum überweise eine entsprechende, mit Geld vom Land gestützte Summe an die Tagesmutter. Da gebe es feste Sätze, die sich nach dem Alter der Kinder und den Betreuungsstunden richten.

Kerstin Braatz hat in ihrem Haus extra ein Spiel- und Schlafzimmer eingerichtet, was seitens der Behörden eine Bedingung ist. Aber auch ihr Garten hat sich in der letzten Zeit verändert. "Wie ein Kita-Spielplatz en miniature", sagte eine Besucherin.